Enge Verbindung zwischen Schule und Sportverein in Kusey

19.02.2022

Der Vorstand des TSV 1919 Kusey informiert

 

Aus aktuellem Anlass möchte ich für Sie einen Blick in die Chronik des TSV 1919 Kusey werfen und aufzeigen, wie eng die Schule und der Sportverein in Kusey verbunden sind.

 

Die örtliche Schule und die Sportgemeinschaft pflegten schon zu DDR Zeiten eine gute Zusammenarbeit. Beide hatten in den 1960er Jahren Entwicklungsprobleme: die Schule hatte kein zentrales Schulgebäude. Die acht Unterrichtsräume lagen in drei Ortsteilen in verschiedenen Gebäuden. Die Lehrer und zum Teil auch die Schüler mussten „wandern“. Die Sportgemeinschaft konnte den Sportplatz nicht erweitern, da er durch Privatgrundstücke begrenzt war. Zur Lösung dieser beiden Probleme boten sich folgende Möglichkeiten an:

 

  1. Schulneubau mit gleichzeitigem Aufbau einer Zehnklassenschule. Als Standort der Schule wurde der alte Sportplatz vorgeschlagen.
  2. Die neue Sportanlage (Sportplatz und Leichtathletikstätten) könnte hinter dem Grundstück Leue am Lateiner Weg gebaut werden.

 

Es folgten auf Kreis- und Bezirksebene umfangreiche, zum Teil sehr schwierige Gespräche, mit sehr oft unterschiedlichen Ergebnissen. „Ja“ und „Nein“ wechselten innerhalb eines Jahres mehrmals. Personell wurden die schriftlichen Anträge und Begründungen erarbeitet und vorgetragen von Wilhelm Schulz (Schulleiter und Vorstandsmitglied der BSG „Traktor“) und Helmut Vikas (Bürgermeister von Kusey).

1967 kam die erfreuliche und erlösende Nachricht: es kann gebaut werden, unter folgenden Bedingungen:

 

  1. Der Schulneubau wird genehmigt als Nestbau, Bausumme 1 Million Mark, aber ohne Innenausstattung, Betrieb: PGH „Drömling“, Firma Peters, Oebisfelde, Baubeginn Anfang 1969.
  2. Die Sportanlage kann gebaut werden, aber ohne Investmittel, nur mit örtlichen Mitteln.
  3. Der DTSB-Kreisvorstand teilte mit: es darf durch den Bau keine Unterbrechung des Sportbetriebs stattfinden.

 

Die Schule wurde am 19.10.1970 feierlich bezogen. Ich erlebte dieses Ereignis als Schüler der 4. Klasse. Das war auch gleichzeitig die „Geburtsstunde“ der Kuseyer Zehnklassenschule. So erhielt Kusey indirekt über den „Umweg“ Schule und Schulneubau eine neue Sportanlage. Daher erfolgte an dieser Stelle auch diese ausführliche Darstellung der Schulentwicklung.

 

Nun konnte die 2. Bautätigkeit auf dem Gebiet des Sports beginnen!

 

Nach der guten Nachricht von 1967 war Eile geboten, denn Anfang 1969 musste der neue Fußballplatz bespielbar sein, d.h. Rasenfläche musste trittfest und belastbar sein.

Zunächst wurde 1967 die gesamte zukünftige Sportanlage durch eine Planierraupe eingeebnet. Es gab keine sehr großen Höhenunterschiede.

 

Nach Vermessung des Großfeldplatzes erfolgte noch 1967 die Rasenaussaat. Das Eröffnungsspiel wurde im Spätherbst 1968 durchgeführt. Der Bau der Leichtathletikanlagen erfolgte von 1969 bis 1972 in Eigenleistungen und ohne Investitionen, daher in Etappen.

 

Bis 1972 entstanden in dem kleinen Dorfstadion ein Großfeldsportplatz, eine 400-Meter-Laufbahn, Weit- und Hochsprunganlagen, Wurfanlagen, ein Umkleide- und Gerätehaus mit Toiletten und Waschräumen. Außerdem wurden Anpflanzungen vorgenommen.

 

Unionsmeister 1974/75, aufgenommen auf dem Sportplatz Lateiner Weg

 

Durch die Schaffung dieser Sportanlagen im Zeitraum von 1967 bis 1972 stand der Weiterentwicklung des Sports in Kusey nichts mehr im Wege.

Die Übungsstätten wurden von den Aktiven der Sportgemeinschaft oft und von der Schule (1972 etwa 300 Schüler) für den Sportbetrieb täglich genutzt. Das gab auch der 1968 gegründeten Schulsportgemeinschaft (SSG) großen Auftrieb. Leiter der SSG waren von 1968 bis 1972 Winfried Wallwitz und von 1972 bis 1989 Eberhard Boxhammer.

 

1970 schlossen Schule und Sportgemeinschaft einen Patenschaftsvertrag ab. Dieser basierte auf der Grundlage der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung und hatte besonders die Nachwuchsförderung im Auge.

Das zahlte sich u. a. bei den Kinder- und Jugendspartakiaden (im Kreis jährlich, im Bezirk und zentral alle zwei Jahre) aus, bei denen von Kuseyer Schülern zahlreiche Medaillen errungen wurden. Kusey belegte über mehrere Jahre in der Kreisgesamtwertung einen der drei vorderen Plätze.

 

Ab 1973 zeichnete sich ab, dass die Großfeld-Spielanlage durch die tägliche Nutzung (Schulsport, sportliche Arbeitsgemeinschaften, Punkt- und Freundschaftsspiele, sowie Training der Fußballer, vor allem aber als „Bolzplatz“ für Kinder und Jugendliche) sehr strapaziert wurde. Die Grasnarbe wurde zertreten, uneben und verschwand an vielen Stellen ganz.

 

Daher beantragten Vereins- und Schulleitung beim Gemeinderat den Bau einer zweiten Sportanlage mit Großfeldplatz. Die Genehmigung vor Ort erfolgte schnell, vom Kreis erst nach langwierigen Aussprachen.

Das Hauptargument: Ein zweites Mal wird in Kusey, durch die Schaffung einer Sportanlage die Kuseyer landwirtschaftliche Nutzfläche verkleinert. Nach Standortbesichtigungen einiger kreislicher Instanzen kam dann das erlösende „grüne Licht“, das hieß: im November 1974 wurde uns die Genehmigung zum Bau des Parksportplatzes schriftlich erteilt.

 

Bedingung:

Bau mit eigenen materiellen und finanziellen Mitteln, ohne kreisliche Zuwendungen und Verpflichtungen.

 

Wir konnten mit dem dritten Abschnitt der Bautätigkeit beginnen. Sie begann mit dem Ausmessen des benötigten Geländes am 10.12.1974 durch Erhard Mosel, Wilhelm Schulz und Manfred Rebner. Einige Tage später legte eine vierköpfige Arbeitsgruppe (Wilhelm Schulz, Wilhelm Leneke, Gerhard Schwerin und Erhard Mosel) am Standort die wesentlichen Arbeitsschritte für die erste Bauetappe fest:

 

1977 wurden u. a. die Stahlrohreinfriedung und Sitzgelegenheiten aufgestellt und am 16.04. gleichen Jahres erfolgte die Pflanzung von 175 Eschenahorn und 70 Zwergkiefern durch Erhard Mosel, Wilhelm Schulz, Joachim Könnig, Frank Dettmer (Schüler der Klasse 9a) und Fritz Krull.

Etwa 10 Jahre wurden für den Bau dieser beiden Sportanlagen benötigt. Die Finanzierung beschränkte sich auf den Kauf des Baumaterials und die Zahlung der Prämien, nach vorliegenden Unterlagen in Höhe von 60.000,00 M.

Diese Geldsumme kam insgesamt zusammen durch finanzielle Unterstützung der Gemeinde Kusey, des Rates des Kreises Klötze, des DTSB-Kreisvorstandes sowie durch die Sportgemeinschaft.

Der Hauptanteil der Gesamtbaukosten beider Sportanlagen, die viel größer waren, wurde aber durch Eigenleistungen des Sportvereins und Schule, durch zahlreiche Bürger unserer Gemeinde und ganz besonders durch die örtlichen Betriebe erbracht. Die LPG (Pflanzen- und Tierproduktion), die Meliorationsgenossenschaft, die BHG und das ACZ unterstützten die Sportstättenbauten durch kostenlose Einsätze ihrer Technik. Dafür nochmals herzlichen Dank den Betriebsleitern Gerhard Schwerin, Alwin Schenk, Friedrich-Wilhelm Meyer und Horst Steinberg. Bei der Bauabnahme beider Sportanlagen durch Vertreter des Kreises (1977) wurde der geschaffene Wertumfang mit 450.000,00 M festgelegt.

 

Durch den Bau der Turnhalle 1990/91 verbesserten sich weiterhin die materiellen Bedingungen für die Sporttreibenden im Verein, in der Schule und im Freizeitbereich. Nun wurde das realisiert, was wir uns schon seit 20 Jahren wünschten. Jetzt ist es möglich, zu allen Jahreszeiten Sport zu treiben. Ganz besonders profitierten durch den Turnhallenbau die Tischtennisspieler, die Gymnastikfrauen und die Volleyballer. Die Einweihung erfolgte am 20.04.1991. Später kamen die Kindersportgruppen und Zumba dazu.

 

Turnhalle Kusey, die Heimstätte der Tischtennissparte seit 1992

Das Fangnetz unterhalb der Decke

 

Im Jahr 2008 wurde die Turnhalle von der Gemeinde Kusey noch einmal grundlegend saniert.

Es wurden die Halle und der Sanitärtrakt sowie alle Nebenräume malermäßig instandgesetzt, das Parkett abgeschliffen, die Spielfelder für Volleyball, Badminton, Handball, Fußball und Basketball

aufgetragen und das Parkett neu versiegelt. Die Fenster in der Halle wurden ersetzt und die mittleren Fenster mit einer elektronischen Mechanik zum Öffnen und Schließen versehen!

Im Sanitärbereich wurden Toiletten und Waschbecken teilweise ausgewechselt. Die Turnhalle, die für den Schul- und Vereinssport von der Gemeinde vorgehalten wird, wurde auf den neuesten Standard gebracht. Als letzte Maßnahme der Gemeinde Kusey wurde die Deckenbeleuchtung in der Turnhalle komplett erneuert.

 

Parkettsanierung 2008

Die Markierungen für die unterschiedlichen Sportarten wurden aufgetragen

 

Seit 2010 ist Kusey ein Ortsteil der Stadt Klötze. Diese hat mit der hier dargestellten Tradition einer engen Kooperation von Kommune, Schule und Sportverein scheinbar gebrochen, denn Investitionen in Schule und Turnhalle gab es keine.

 

Unterzeichnung der Kooperation zwischen Grundschule und KITA 2010

Kindersportgruppen in der Turnhalle

 

Auch das hier beschriebene ehrenamtliche Wirken mehrerer Generationen für das Wohl von Kuseys Bildungs- und Betreuungsstandort wird mit der aktuellen Diskussion über den Schulstandort Kusey mit Füßen getreten.

 

 

Wolfgang Mosel

Stellv. Vorsitzender und Pressewart

TSV 1919 Kusey e. V.

 

Bild zur Meldung: Unionsmeister 1974/75, Sportplatz am Lateiner Weg